Simon Becket u. a.: Tatort Tannenbaum

Franziska Lamm

Wie feiern Sie eigentlich Weihnachten? Mit der ganzen Familie und einem großen Fest? Allein, zuhause und mit einem typischen Weihnachtsfilm? Haben Sie sich jemals gefragt, wie all die Kommissare, denen wir bei ihren Abenteuern aufgeregt folgen, Weihnachten feiern? Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind und Sie immer noch kein passendes Geschenk für eine Leseratte haben, dann ist diese Sammlung von Kurzgeschichten bekannter Krimiautoren die perfekte Überraschung für den Heiligen Abend:

Simon Beckett: Ein ganz normaler Tag
David Hunter ist zu Gast bei der Weihnachtsfeier seines besten Freunden und dessen Frau. Jedoch ist er nicht ganz bei der Sache, denn zum einen erwartet er eine hübsche Frau, die er am Sommerfestes seines Freundes gesehen hat, und zum anderen spukt eine Tote vom Vormittag in seinem Kopf herum. Als Forensiker muss er sich mit dem Tod einer älteren Dame befassen, der bereits vom Detective Chief Superintendent Nichols zu einem Mord erklärt wurde. „Elaine Williams Schädel war sehr hart getroffen worden. Sie hatte eine hohe vorspringende Stirn und durch die Wucht des Schlags hatte sich ein rautenförmiges Stück des Stirnbeins in das Frontalhirn gebohrt.“ David Hunters Aufgabe ist es an diesem Abend nicht nur den Tod der älteren Dame aufzuklären, sondern auch die hübsche Frau für sich zu gewinnen, um am Weihnachtstag nicht allein zu sein.

Andreas Winkelmann: Weihnachtspantoffel
Manuela Sperling arbeitet bei der Polizei und hat mit acht Jahren ihren Glauben an den Weihnachtsmann verloren, als ihr Vater im Kostüm und mit seinen Hauspantoffeln vor ihr stand. Heute, an Heiligabend, hat sie zu ihrem Leidwesen Dienst und muss einen Weihnachtsmann betreuen, dem der Wagen mit einem Großteil der Geschenke gestohlen wurde. Ein mulmiges Gefühl beschleicht sie, denn aus der Psychiatrie ist ein Mann entkommen, der sich für den Weihnachtsmann hält. „(…) es gibt den Weihnachtsmann. Er existiert so zweifellos, wie Liebe und Großzügigkeit und Zuneigung bestehen, und du weißt, dass sie reichlich vorhanden sind und deinem Leben seine höchste Schönheit und Freude geben.“ Ist das vielleicht doch der echte Weihnachtsmann, der es vermag, den Kinderaugen ein ganz besonderes Leuchten zu schenken?

Friedrich Ani: Das Stüberl-Wunder
Tabor Süden hasst Weihnachten. Denn sein Vater hat ihn, als er 16 Jahre alt war, an Weihnachten im Stich gelassen. Deshalb verbringt er den Heiligabend in einer Kneipe. Dieses Jahr macht er dort die Bekanntschaft von Bellmann, dessen Frau ihn verlassen hat. Süden macht sich aus Solidarität auf die Suche nach der Frau, da er als Vermisstensucher in München arbeitet. Als er in die Kneipe zurückkehrt, erlebt er ein ganz besonderes Weihnachtswunder, dass ihn wieder an den Geist der Weihnacht glauben lässt. „Er glaubte es nicht, weil der Mann mit dem bleichen Gesicht und den eigenartig leuchtenden Augen vor etwa zehn Jahren in einen Müllcontainer in Berg am Laim geklettert war und sich mit seiner Dienstpistole – Heckler & Koch, neun Millimeter – in den Kopf geschossen hatte.“

Ake Edwardson: Weihnachtsmann ohne Weihnachtsgeschenk
Erik Winter plant das perfekte Weihnachten, doch leider kommt ihm seine Arbeit dazwischen. Bei der Polizei Göteborg gehen mehrere bedenkliche Weihnachtskarten ein, die einen Mord ankündigen: „SCHAU WAS ICH HAB! DREI KÖPFE AB! RÄTST DU WO, RÄTST DU WIE! FROHE WEIHNACHT WIE NIE!“ Die Polizei steht vor einem Rätsel. Alle Ermittlungen laufen ins Leere, bis Winter die Erkenntnis trifft: Seine Familie ist in Gefahr!
[Mit einem Rezept für einen sehr starken Glögg.]

Peter Robinson: Blue Christmas
Banks arbeitet bei der Polizei und freut sich auf ein ruhiges Weihnachten mit der entsprechenden Musik und den passenden Filmen und ohne Familie. Allerdings wird eine Frau als vermisst gemeldet. Banks muss ausrücken. Die Familie der Vermissten verhält sich eigenartig und kann dem Ermittler nicht weiterhelfen. Schließlich kann die Frau gefunden werden, auf einem Eisenbahnviadukt. Sie scheint springen zu wollen. Banks geht zu ihr, um mit ihr zu sprechen. „Mein Mann liebt mich nicht, und meine Tochter braucht mich nicht. Glauben Sie, das hätte ich nicht längst bemerkt?“ Kann Banks sie zum Leben überreden und sein ruhiges Weihnachten noch genießen?

Elly Griffith: Ruths erster Weihnachtsbaum
Ruth feiert dieses Jahr zum ersten Mal Weihnachten mit ihrer kleinen Tochter Kate. Sie hat alles arrangiert: einen Weihnachtsbaum, einen Puter, Geschenke. Dennoch wird das Weihnachtsfest getrübt. Denn der Kurator eines Museums, den Ruth von einer archäologischen Ausgrabung kennt, ist schwer erkrankt. Cathbad, ein Freund von Ruth, hat den Aberglauben, dass der Kurator deswegen erkrankt ist, weil von einem Ausstellungsstück ein kleines Stück Holz verschwunden ist. „Es gibt doch unzählige Geschichten, die das Leben von Menschen an Bäume koppeln.“ Als Ruth am nächsten Tag auf einer Weihnachtsfeier bei Freunden ist, entdeckt sie dort zufällig das Stück Holz und nimmt es in der Hoffnung auf Genesung des Kurators an sich.

Inge Löhning: Der sechste Platz
Kommissar Konstantin Dühnfort verbringt Weihnachten mit seiner Freundin Gina, seinem Vater und seinem Bruder Julius mit dessen Familie auf Sylt. Er bemerkt, dass sich sein Vater sehr verändert hat. Dieser ist gebrechlich geworden. Die Weihnachtsüberraschung für die Familie ist ein Essen im Restaurant für sechs Personen. Doch wer ist diese geheimnisvolle sechste Person, die weder Konstantin noch sein Bruder Julius kennen?

Kate Pepper: Das Geschenk
Es ist Weihnachtsmorgen und Karin genießt das Frühstück mit der Familie. Die Bescherung fällt dieses Jahr eher klein aus, denn Karin hat ihr größtes Geschenk bereits erhalten: ihre Adoptivtochter Dathi. Dennoch bekommt sie von ihrem Ehemann Mac eine tolle Überraschung, die sie an ihre Jugend erinnert: eine Vespa. „Ich drehe mich kurz um, sehe, wie Mac mir etwas nachruft. Ohne seine Worte zu hören, winke ich ihm zu und fahre die Bergen Street runter, auf dem besten Geschenk, das ich jemals bekommen habe.“ Der Ausflug endet abrupt. Ein Obdachloser stiehlt Karin den Schlüssel für die Vespa und braust davon.

Wolfgang Burger: Feliz Navidad
Am Weihnachtstag steht vor Herrn Gerlachs Tür eine aufgelöste Frau. Es ist seine Nachbarin von oben, die behauptet, dass sie ihren Vater vermisst melden möchte, da er nicht ans Telefon geht. Obwohl Herr Gerlach diesen Tag für seine Kinder freihält, fährt er mit Frau Großmuth zum Haus ihres Vaters. Dort bestätigt sich der Verdacht, dass Herr Großmuth verschwunden ist. Dabei spielt auch der Bruder von Frau Großmuth eine Rolle, der in Spanien vor etlichen Jahren ums Leben gekommen ist und an dessen Tod sich der Vater die Schuld gibt. Ist er freiwillig in den Tod gegangen oder steckt etwas anderes dahinter? Was hat das alles mit Spanien zu tun?

Helena Tursten: Toter Winkel
Kriminalinspektorin Irene Huss macht ihren obligatorischen Weihnachtsgeschenkeeinkauf. Dabei wird sie von einem jungen blinden Mann angerempelt. Kurze Zeit später merkt sie, dass ihr Portemonnaie weg ist. Irene Huss macht sich auf die Suche nach dem Dieb und findet ihn schließlich auf dem Weg zu den Straßenbahnen. „Sie sah einen dunklen Ärmel auf den Gleisen verschwinden, als die Straßenbahn herandonnerte. Ein dumpfer Knall, und die Schienen sprühten Funken.“

Petra Busch: Herberts Fest, oder: Alles voller Küken
Der Kriminalhauptkommissar Moritz Ehrlinspiel feiert zusammen mit Paul Freitag und dessen Familie Weihnachten. Während in der Wohnung das Fest stattfindet, schleicht sich im Vorgarten ein Obdachloser mit einer verdächtigen Kiste herum. Dieser Mann wurde vor einigen Monaten beim Betteln brutal zusammengeschlagen. „Hinterher hat er erfahren, dass es ein Bulle war, der ihm den letzten Tritt versetzt hat. Diesen brutalen Tritt in sein armseliges Leben.“

Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt: Feste feiern, wie sie fallen
Torkel Höglund feiert Weihnachten mit seiner Ex-Frau Yvonne, den Kindern und seiner Schwägerin Bea. Allerdings will er nicht alleine dorthin fahren. Sebastian Bergmann sagt ab, also nimmt er seine Kollegin Vanja Lithner mit.
Sebastian Bergmann sucht sich für das Weihnachtsfest, das ihm der Tsunami 2004 nun jedes Jahr unerträglich macht, da er seine Frau und seine Tochter dort verloren hat, eine Frau, mit der er schlafen kann. Als er erfährt, dass er den Heiligabend mit Vanja Lithner, seiner Tochter, verbringen kann, fährt er mit Lydia, der Frau, mit der er sich getroffen hat, zu Bea. Diese macht Sebastian Bergmann ein unmoralisches Angebot. Wird Sebastian Bergmann darauf eingehen und damit allen das Weihnachtsfest verderben?

Simon Becket u. a.: Tatort Tannenbaum.
Wunderlich, 272 Seiten, ISBN 978-3-8052-5048-1, 14.95 €