Küchengeplauder: Wie das Stichwort Aspirin zum Partykiller wird

 Frida

Küchengeplauder: Wie das Stichwort Aspirin zum Partykiller wird oder was BAYER mit den US-Wahlen zu tun hat …

Aspirin. Foto: Erich Weiß

Nun stehen wir schon wieder beisammen, dieses Mal bei U. und R. in der Küche. Deren Kühlschrank und den dort innewohnenden Verlockungen können wir uns – wieder Mal – kaum entziehen. Die Musik tut ihr übriges. Ja, bitte, noch mal nachschenken. Ist aber auch lecker … Letztes Mal sprachen wir vom Bamberger Bier (Küchengeplauder: Darf man als BambergerIn mit Zöliakie Bier trinken?), früher mal kauten wir das Thema Apfelsaft durch (Küchengeplauder: Klarer Apfelsaft für Vegetarier?), heute verschonen uns hoffentlich die harten Themen. Du denkst an Morgen? Erinnerst uns ausgerechnet an dieses Dröhnen und Brummen im Kopf, obgleich die Musik seit Stunden aus ist? R. empfiehlt Aspirin.

DAS Stichwort, denn nun kommt Leben in die Bude. Ein Wort gibt das andere: Aspirin – ein Produkt von BAYER – deutscher Großkonzern, der zu den Global Playern gehört – US-Wahlkampf – Kalifornien – Genmanipulation …

HALT – STOPP – in meinem Kühlschrank gibt’s keine Manipulation! (O-Ton U.)

Naja, ihr wisst, wie sich das Küchengeplauder am Ende zuspitzte: Das Getränkefach wurde restlos geplündert, D. konnte das Fummeln wieder mal nicht lassen und wurde zum Kuss-Experten gekürt. Ein wirklich anregender Abend.

Im doppelten Sinn. Um dem Küchengeplauder eine diskutable Basis zu geben, sei ergänzt, dass BAYER tatsächlich den Ausgang der US-Wahlen besonders im Auge hat, obgleich es für die Industrie kaum eine Rolle spielt, ob nun ein Demokrat oder ein Republikaner das Rennen macht. In Kalifornien wird gleichzeitig mit der Präsidentenwahl über die Kennzeichnungspflicht von Gentech-Lebensmitteln abgestimmt. Die Agrochemie-Konzerne scheuen diese Kennzeichnungspflicht wie der Teufel das Weihwasser – oder K. die Wasserflasche – und fütterten dementsprechend reichlich ihre PR-Maschinerie: Bis Ende Oktober standen den Gegnern der Kennzeichnung über 40 Millionen Dollar zur Verfügung. Den größten Brocken steuerte mit sieben Millionen Dollar Branchenprimus Monsanto bei. Doch auch DuPont (4,9 Mio), Pepsico (2,1 Mio) und die deutschen Agrochemiekonzerne Bayer und BASF (jeweils 2 Mio) ließen sich nicht lumpen. Weitere Gentechnik-Hersteller und Lebensmittelkonzerne wie Coca-Cola, Kraft oder Nestlé pumpten ebenfalls Millionenbeträge in die „Nein“-Kampagne. In der letzten Woche legten alle Firmen noch mal kräftig nach (hier).

In Kalifornien wird gleichzeitig mit der Präsidentenwahl über die Kennzeichnungspflicht von Gentech-Lebensmitteln abgestimmt.

Bei dieser Materialschlacht können die Aktivisten von „California Right to Know“ nicht mithalten mit ihren bislang 5,3 Millionen Dollar. (An dieser Stelle fragte E., ob nicht Bill Gates mal unter die Arme greifen könne … er tue doch sonst immer so engagiert)

Interessant ist der Bericht von Greenpeace: Der Leverkusener BAYER-Konzern gehört traditionell zu den wichtigsten ausländischen Spendern im US-Wahlkampf. Aktuell schlägt sich BAYER – wie in den vergangenen Wahlkämpfen – auf die Seite der Republikaner. Mit Spenden in Höhe von 261.000 Dollar ist das Leverkusener Unternehmen größter deutscher Förderer der Republikaner, gefolgt von der Deutschen Telekom mit 193.500 Dollar und der BASF mit 128.000 Dollar. Um es sich mit der Gegenseite nicht zu verscherzen, spendet BAYER den Demokraten 119.000 Dollar, die Telekom ist mit 149.000 Dollar dabei. Ähnlich sah das Verhältnis vor vier Jahren aus, als der Pharma-Riese die republikanischen Kandidat/innen mit 152.000 Dollar unterstützte, während die Konkurrenz 115.000 Dollar erhielt. Zu Zeiten von Präsident Bush verteilte der Leverkusener Multi gar 79 Prozent seines Wahl-Budgets an Republikaner – diese Quote erreichte damals kein anderes bundesdeutsches Unternehmen.

Seit Jahren werden die Aktionärsversammlungen von BAYER in Köln kritisch begleitet, von einigen Aktionären und der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG). Erst im Mai berichtete die Neue Rheinische Zeitung von diesen Protesten, die Bayer so gar nicht mag (NRP). In 2008 wurde der Konzern für das immense Bienensterben in Baden-Württemberg verantwortlich gemacht (hier).

Angesichts solcher Verwicklungen wollt ihr tatsächlich einen Tipp von mir, hier in U.s und R.s Küche? Schau mal in der Speisekammer nach dem Apfelsaft – trüb, bitte. Dann braucht es Morgen kein Mittel gegen den Brummschädel.