Beitrag III des 5-Teilers USA, das Land der Radler? unseres USA-Korrespondenten Rady Martini widmet sich New York. Auch dort hat Martini ein erstaunliches Phänomen beobachtet: das Verkehrsmittel Fahrrad kehrt in den Straßenraum zurück. Ausgerechnet im autoverliebten Amerika! In fünf Beiträgen informiert Martini über neueste verkehrspolitische Trends in Philadelphia (I und II), New York, Washington und Portland.
von Rady Martini
Nun könnte man diese neuen Mobilitätskonzepte in Philadelphia für ein Einzelphänomen halten, doch das sind sie nicht. Eine ähnliche Neuorientierung lässt sich auch in anderen amerikanischen Städten beobachten.
Seit vielen Jahren schon wird beispielsweise New York mit Radwegen ausgestattet. Und was in der Global City New York, dem Schaufenster der Welt, passiert, lässt sich nicht mehr als verschrobener Sonderweg abtun. Was hier passiert, ist hip. Was hier passiert, ist ein globaler Trend.
In New York lässt sich beobachten, wie eine gezielte Politik die Stadt wieder bewohnbar machte. Auch hier kehrte die Zivilgesellschaft wieder in den öffentlichen Raum zurück. Ähnlich wie in Philadelphia war auch das Stadtzentrum New Yorks kein Ort mehr, wo man sich abends gerne aufhielt. Nachts, so wurde man vor Jahren noch gewarnt, sollte man die Metro besser nicht benutzen. Heute kommt man gar nicht mehr auf die Idee, dass die Mitfahrer in der U-Bahn bewaffnet sein könnten. Sie ist bevölkert von Leuten wie du und ich; wie in europäischen Großstädten nutzt man sie unbedenklich und zu allen Tageszeiten.
Eine gute Hand für innovative Politik kann man dem derzeitigen New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg bescheinigen.
Er ist seit 2001 im Amt und hat 2006 einen langfristig angelegten Plan zur nachhaltigen Entwicklung New Yorks (PlaNYC2030) vorgelegt. Einer der wichtigen Säulen dieses Plans war die Verkehrspolitik. Bloomberg hat, um den Dauerstau im Zentrum zu beseitigen, eine Innenstadtmaut für Manhattan erlassen, die für PKWs und LKWs gilt, nicht aber für Busse.
Seit Sommer 2009 sind Teile des Broadway Fußgängerzone, darunter auch der Times Square. Dagegen gab es zunächst erheblichen Widerstand, doch mittlerweile lieben sowohl die New Yorker als auch die Touristen die kleinen Erholungsinseln, in denen sofort Parkatmosphäre entstand.
Seit etwa 2006 kümmert sich die Stadt New York um neue Fahrradwege. Bis 2009 waren bereits 600 km ausgewiesen oder neu gebaut.
Es entstehen insbesondere solche Radwege, die vom Autoverkehr völlig getrennt sind.
Wo das nicht möglich ist, werden Radwege seitlich der Straße grün markiert.
An anderen Stellen sind große Fahrradsymbole auf der Fahrbahn angebracht; solche Straßen sind gleichberechtigt von Autos und Fahrrädern zu nutzen.
Es war nicht anders zu erwarten: Verkehrspolitisch liegt Bamberg weit abgeschlagen hinter New York. Aber leider liegt Bamberg auch noch weit abgeschlagen hinter anderen international herausragenden Metropolen wie Grasmannsdorf oder Wonfurt bei Hassfurt, wo in den letzten Tagen neugebaute Radwege eingeweiht worden sind. Auf den Pressefotos sind stolze Politiker zu sehen (meist CSU), denen es überhaupt nicht peinlich ist, die verbesserte Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer zu loben.