Generationenwohnen in der Villa Kunigunde – engagiert leben für Jung und Alt

Elisabeth Scharfenberg MdB, Bündnis 90/Die Grünen:

Renate Rupprecht (Mitinitiatorin des Projektes), Eva McBride, Elisabeth Scharfenberg MdB, André Braun (Vorstand des Vereins WEGE) und Ille Bintig.

Idyllisch liegt die Villa Kunigunde oberhalb von Bamberg mit Blick auf die Dächer der Altstadt. In dem 3000 Quadratmeter großen Garten, der die Villa umgibt, scharren Hühner und wachsen Kräuter. Wer hier wohnt ist Teil eines Experiments – eines Wohnprojektes in dem 15 Menschen zwischen 12 und 74 Jahren leben. Nach nun sechs Jahren sieht die Zwischenbilanz positiv aus: Keiner möchte mehr auf das Zusammenleben verzichten. Obwohl, bequem leben sieht anders aus.

Zupacken und sich engagieren ist das Geheimnis des geglückten Experiments in der Villa Kunigunde. Wer hier einzieht hat nicht Anspruch auf eine Rundumversorgung, sondern muss bereit sein, sich in einer Gruppe zu engagieren. So, wie die heute 20 jährige junge Frau, die mit ihrer Mutter mit 14 Jahren hier einzog. Als Kind war sie nach der Schule nie sich selbst überlassen, obwohl ihre alleinerziehende Mutter ganztägig arbeitete. Sie erhielt Nachhilfeunterricht und war dafür ab und zu Babysitterin. Man hilft sich gegenseitig und nutzt Haus und Garten, Waschmaschinen und Autos gemeinschaftlich. Vom funktionierenden sozialen Miteinander profitieren alle: Jung und alt.

„Die Villa ist damit auch ein Vorzeigemodell für ein anderes Leben im Alter, von dem ich mir wünschen würde, dass es Schule macht“, erklärte Elisabeth Scharfenberg. „Denn viele Ältere wollen nicht nur in ihrer Altersgruppe leben, sondern empfinden das Zusammenleben mit Jungen als Bereicherung. Zudem sind die Älteren heute meist länger fit und gesund. Sie haben viel zu bieten an Lebenserfahrung, aber auch an Zeit. Sie würden sich gerne engagieren. Und wenn sie dafür Hilfestellung im Alltag erhalten, so wie es hier geschieht, ermöglicht das ihnen länger zu Hause und so selbstbestimmt wie möglich zu leben.“

Bisher ist die Villa das einzige gemeinschaftliche Wohnprojekt in Bamberg. „Denn,“ so erklärt Renate Rupprecht, eine der Mitinitiatorinnen des Projektes und Sprecherin des eingetragenen Vereins Villa Kunigunde, „viele Projekte scheitern an der fehlenden Eigeninitiative der Menschen. Andere natürlich auch am Geld.“

Auch bei der Finanzierung des Wohnprojektes war Eigeninitiative gefragt. Das Projekt wurde teilfinanziert und mit Hilfe von Eigenkapital realisiert. „Dabei bringt sich jeder finanziell so ein wie er oder sie es sich leisten kann. So ist das Projekt nicht nur den Wohlhabenden vorbehalten. Ein weiteres Hindernis ist die wachsenden Wohnraumknappheit in Bamberg. Heute wäre ein solches Projekt schwerer zu realisieren.“

Elisabeth Scharfenberg sieht sich durch das Generationenprojekt in der Villa Kunigunde in ihrem Ansatz bestätigt. „Mein Ziel ist es, dass die Hürden für Projekte dieser Art abgebaut werden. Eigeninitiative sollte belohnt und gute Projekteideen stärker gefördert werden. Unser Ziel muss es sein, eine neue Kultur für das Leben im Alter zu entwickeln. Die Villa Kunigunde zeigt, wie das gehen kann.“

3 Gedanken zu „Generationenwohnen in der Villa Kunigunde – engagiert leben für Jung und Alt

  1. @Felicitas: Schlecht funktionierende Gemeinschaften finden wir doch überall, wo Menschen zusammen sind: in der Partnerschaft, in der Ehe, in der Familie, am Arbeitsplatz, im Seniorenheim, usw. usw.
    Aus ordnungsliebenden, auf Sauberkeit bedachten Menschen können im Laufe der Zeit alte Schlamper und Ferkel werden. Aus liebevollen und hilfsbereiten Personen werden irgendwann Chaoten. Beispiele könnte man genug aufzählen.

  2. Zweifelsfrei eine ganz tolle Sache. Wer traut sich aber denn noch, die Idee aufzugreifen und praktisch umzusetzen?: ein solches Projekt wäre heute schwerer zu realisieren? Was tut denn eine GAL etc dafür, dass so etwas in Zukunft mehr möglich wird?, außer dieses in Bamberg längst bekannte und beispielhafte Projekt nur läppisch erneut vorzustellen? Gegen die auf allen gesellschaftlichen Feldern um sich greifenden neoliberalistischen Tendenzen? Frau Scharfenberg, hier sind doch Sie ganz eindringlich gefragt! Warum haben es denn zB besonders Kooperativen so schwer, zu gründen? Weil es politisch nicht opportun war und absehbar auch nie mehr sein wird, zB Steuerleichterungen für derartige „sozial/istisch/en“ Handels-, Handwerks- oder u.a. Wohnprojekte zu gewähren. Nur „Eigentum“ und Eigennutz waren/sind gefragt, nicht soziales Eigentum! Das „Gespenst der Vergesellschaftung“ feiert leider weiter und umso mehr seine Urständ, trotz GAL etc, Frau Scharfenberg! Also, packen wirs an?, oder wählen wir doch lieber nicht mehr grün?

    • Nein – blöd ist der heini nicht – er hat soooo recht! Ich habe an meinem 30. Geburtstag (also vor 42 Jahren) schon die Idee des gemeinschaftlichen Wohnens „entwickelt“. Gründungsinitiativen gibt es reichlich. Funktionierende Gemeinschaften weniger. Die Gründe sind vielfältig – meist jedoch im mangelnden Vermögen des rücksichtsvollen Miteinanders zu finden -. Ich lebe – mangels Wohnraum – neben/mit einer Gemeinschaft. In Bamberg gab`s leider keinen Platz für mich.
      Aber – die Zukunft wird notgedrungen diese Wohnform sein -.

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