Fernsehtipp: Entführt und verkauft

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Auf dem Schulweg, auf dem Spielplatz und sogar aus abgeschlossenen Kinderzimmern werden sie entführt. Chinesische Menschenhändler entreißen junge Mädchen und sogar Babys ihren Eltern und verkaufen sie illegal – bis zu 550 täglich. Im ZDF-„auslandsjournal“ am Mittwoch, 29. August 2012, 22.15 Uhr, berichtet Korrespondentin Nicola Albrecht über Frauenhandel in China.

In China zählt nur ein männlicher Nachkomme, der als Stammhalter die Familientradition weiterführt und als Arbeitskraft die Familie auch im Alter ernähren kann. Als Folge der Ein-Kind-Politk wurden Mädchen deshalb häufig abgetrieben oder – kaum geboren – umgebracht. Diese jahrzehntelange Praxis führte zu einem enormen Männerüberschuss, der sich vor allem in den ländlichen Gebieten Chinas bemerkbar macht. Dort gibt es Dörfer, in denen seit Jahren keine Hochzeit mehr stattgefunden hat. Der Mangel an Ehefrauen lässt den Frauenhandel aufblühen.

Nicola Albrecht begleitet Yao Cheng, der seit 2007 für eine chinesische Frauenrechtsorganisation arbeitet, mit dem Ziel, entführte Mädchen und Frauen aufzuspüren. Immer wieder besucht er Dörfer, in denen das Bewusstsein fehlt, dass Frauenhandel ein Verbrechen ist. Für seine Arbeit wurde Cheng von der chinesischen Regierung zum Staatsfeind erklärt. Obwohl die Regierung in Propagandafilmen ihre eigenen Erfolge im Kampf gegen den Menschenhandel inszeniert, wird Cheng von den Sicherheitsbehörden überwacht. „Die Regierung vertuscht, weil die ganze Welt geschockt wäre, wenn die Dimension des Problems öffentlich gemacht werden würde“, sagt Cheng.

Weitere Themen:

Trainiert und verkauft – Das Geschäft mit brasilianischen Nachwuchsfußballern / Nackte Wut – Die umstrittenen Protestaktionen der ukrainischen Frauengruppe Femen / Reine Kopfsache – Im „außendienst“ als Lastenträger auf Ghanas Märkten.