Erzbischof Schick: Asylpolitik soll integrieren statt ausgrenzen

„Es gibt zu viele Regelungen, die Chancen verhindern“

Besuch des Erzbischofs im Bamberger Asylbewerberheim. Foto: Harry Luck

Bamberg. (bbk) Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat sich für einen angstfreien Umgang mit Asylbewerbern stark gemacht, wobei Integration statt Ausgrenzung im Mittelpunkt stehen sollte. „Es gibt in Deutschland zu viele Regelungen, die die Chancen für Entwicklung und Integration der Flüchtlinge verhindern, statt Möglichkeiten zu eröffnen“, sagte Schick bei einem Besuch des Bamberger Asylbewerberheims. Asylbewerber sollten die Möglichkeit bekommen zu arbeiten, auch wenn noch nicht feststehe, ob sie in Deutschland bleiben können. Das Erlernen und Ausüben einer regelmäßigen Arbeit sei auch förderlich für das künftige Leben in der alten Heimat, wenn sie zurückkehren müssten oder wollten. Und in der globalisierten Menschheitsfamilie sei das Erlernen der deutschen Sprache immer von Vorteil, so der Erzbischof.

Bischof Schick informierte sich in der Bamberger Unterkunft, wo derzeit 53 Flüchtlinge aus mehreren Krisenregionen wie Syrien, Afghanistan oder Irak untergebracht sind, über die Lebensbedingungen. Das Bamberger Haus, das von der Caritas betreut wird und demnächst durch einen Anbau erweitert werden soll, sei ein Vorbild für andere Einrichtungen, sagte Erzbischof Schick. Er erinnerte daran, dass drei iranische Flüchtlinge drei Wochen lang auf dem Bamberger Markusplatz in einem Protestcamp für menschenwürdige Zustände, Deutschkurse und Arbeitsmöglichkeiten demonstriert hatten. Die Iraner hatten sich in ihrer Unterkunft in Roßdach von der Außenwelt isoliert und von allen sozialen Kontakten abgeschnitten gefühlt. Die Bewohner in Bamberg hingegen äußerten sich in ihren Gesprächen mit dem Erzbischof zufrieden mit den Wohnbedingungen und gehen zum Teil auch regelmäßiger Arbeit nach, wobei sie als Putzhilfen oder in Schnellrestaurants zwischen fünf und sechs Euro pro Stunde verdienen. „Zu wenig“, stellte der Bischof fest.

Schick appellierte an die Anwohner aller Einrichtungen für Asylbewerber, sich nicht von unberechtigten Ängsten verunsichern zu lassen. „Jeder Mensch ist ein Kind Gottes und deshalb im Kern gut. Alle haben die gleiche Würde und sollen dieselbe Chance bekommen, ihr Leben zu leben“, so der Oberhirte. Die gesetzlichen Regelungen sollten daher darauf zielen, den Asylbewerbern ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Es sei zu begrüßen, dass das Bundesverfassungsgericht jüngst den Gesetzgeber angewiesen hat, die Geldleistungen für Asylbewerber zu erhöhen. Bisher bekommen sie 40 Prozent weniger als der Hartz-IV-Satz, der als Existenzminimum gilt. „Flüchtlinge sind Menschen, das Existenzminimum muss auch ihnen zukommen“, betonte der Erzbischof.