Eine Eule mit Faible für Griechisch: Autographa gamma

Hans-Peter Ecker

Gamma Eule. Foto: Viola Ecker

Wenn man denn partout eine Eule nach Athen tragen will, rate ich zur Gamma-Eule. Einfach weil sie bequemer zu transportieren ist als Kauz & Co. Ja, ,Eulen’ gibt es auch unter den Schmetterlingen und sie bilden dort sogar eine ausgesprochen artenreiche Familie (Noctuidae), deren Exemplare meist groß, robust und relativ schlicht gefärbt sind. Ein in Deutschland relativ leicht anzutreffendes Mitglied dieser Familie ist die nach ihrer charakteristischen hellen Zeichnung auf den schwarz-grau bis braunen Vorderflügeln benannte Gamma-Eule. Die Raupe (25 mm, variable Grüntöne) dieses tag- und nachtaktiven Wanderfalters ist so wenig Feinschmecker wie der entwickelte Falter: während sich jene fast über alles Grüne herzlich freuen kann, besucht dieser, was auch immer ihm freundlich entgegenblüht, egal ob Baum, Strauch oder Kraut. Futtertechnisch also auch er ein Generalist.

Als Wanderfalter überzieht die Gamma-Eule Nordafrika und Eurasien, wobei sie sehr weit nach Norden vordringen kann. Inwieweit sie in Deutschland überwintert und wie viele Generationen bei uns vorkommen ist noch ungeklärt. Ab Juli zieht sie sich jedoch verstärkt in südlichere Gefilde zurück. Stare, Krähen und bestimmte Fledermausarten (z.B. das Graue Langohr – ich erwähne das, weil mir der Name so gut gefällt) sind brutale Fressfeinde; trotzdem kommt es gelegentlich (so alle 5–7 Jahre) lokal zu Massenvermehrungen der Gamma-Eule, was dann den Speisezettel des Vegetariers schon einmal schmälern kann.

Das Schnabulierverhalten der Gamma-Raupe ist manchem Rüben-Bauern ein Dorn im Auge, wie folgendes Zitat von der Internetseite eines Insektizid-Anbieters verdeutlichen mag: „Der Punkt- und Schabefraß der frühen Larvenstadien an der Blattunterseite der Kulturpflanzen geht mit der weiteren Entwicklung der Larven in einen deutlichen Lochfraß über, der bis zum Skelettierfraß reichen kann. Etwa 80% des Schadfraßes werden vom 5. und ggf. 6. Larvenstadium hervorgerufen. Gegen Ende ihrer Entwicklung vermag jede Larve täglich zwischen 6 und 10 cm² Blattfläche zu vernichten.“ Wir bereichern sofort unseren Wortschatz um „Punkt- und Schabefraß“, „Lochfraß“ und „Skelettierfraß“!