Dieser Begegnung hätte ich locker noch 60 weitere Minuten zuschauen können: Italien schlägt England im Elfmeterschießen 4:2

Winnie Wenzel

… weil Italien und England ein recht unterhaltsames Spiel zeigten und unserem Halbfinalgegner noch ein wenig Bewegung mehr sicher nicht schlecht bekommen wäre. Aber auch so gingen die gebotenen 120 Minuten in beiderlei Hinsicht in Ordnung. Nach einer wilden Anfangsphase mit dicken Torchancen auf beiden Seiten – in der 3. Minute scheiterte Daniele de Rossi mit einem Weitschuss am Pfosten, kurz darauf vergab Glen Johnson aus dem Torraum – rissen die Südeuropäer das Heft des Handelns immer klarer an sich. Sie kontrollierten nun das Spiel nach Belieben und spielten sich gute Möglichkeiten heraus. England spielte aufopferungsvoll sein antiquiertes 4-4-2-System (Chelseas Champions League-Strategie!) herunter, brauchte aber auch extrem viel Glück (so versiebte Italiens exotischer Stürmerstar Mario Balotelli unendlich viele Chance, oft durch Pech, manchmal auch durch Unvermögen), um torlos bis zum finalen Elfmeterschießen über die Runden zu kommen.

Die Briten konnten aufgrund eklatanter technischer Schwächen den Ball kaum einmal über ein paar Stationen in den eigenen Reihen halten, ihr Torhüter schlug permanent weit ab, obwohl das Leder dabei regelmäßig beim Gegner landete. 74% Ballbesitz für Italien spiegeln die Situation adäquat wider. Ab der 70. Minute zeigten die Insulaner zudem Konditionsmängel, was ihre Möglichkeiten weiter reduzierte. Das Elfmeterschießen brachte einmal mehr das Aus für die englische Mannschaft, obwohl die Italiener mit Montolivo den ersten Fehlschuss setzten. Dann aber brachte ein ,saucooler’ Trickschuss von Andrea Pirlo, der den Ball über den in die Ecke gehechteten Hart hinweg chippte, die emotionale Wende. Der nächste englische Schütze, Ashley Young, knallte an die Latte, das Schüsschen von Ashley Cole wurde gar von Buffon gefangen, nachdem zwischenzeitig Nocerino sicher zum 3:2 verwandelt hatte. Die ersten Elfer hatten Balotelli und Gerrard mit harten präzisen Bällen jeweils ins untere linke Eck verwandelt. Vor Pirlo hatte noch Roony seinen Elfer sicher exekutiert, was aber auch eindeutig seine beste Leistung an diesem Abend war; ansonsten hatte er einen rabenschwarzen Tag erwischt.

So kommt auf Deutschland dann doch wieder einmal der alte Angstgegner Italien zu. Um Matze Knop aus Waldis Ulk-Viererkette zu zitieren: Wer schon mal Fiat gefahren ist, weiß was das heißt … England wäre uns sicher lieber gewesen, aber eine EM ist kein Wunschkonzert. Wie wahr!

Zum Weiterlesen:

http://www.guardian.co.uk/football/2012/jun/24/euro-2012-england-italy-quarter-final

http://www.thesun.co.uk/sol/homepage/news/4392901/England-lose-to-Italy-on-penalties-and-are-out-of-Euro-2012.html

http://www.corrieredellosport.it/

http://www.kicker.de/news/fussball/em/startseite/europameisterschaft/2012/4/1122684/spielvorschau_england_italien-924.html