Das Bayerische Landesamt für Umwelt präsentiert „Hundert Meisterwerke. Die schönsten Geotope Bayerns“

Hans-Peter Ecker

Hundert Meisterwerke

Hundert Meisterwerke – Die schönsten Geotope Bayerns
Bayerisches Landesamt für Umwelt (Hg.)
Erscheinungsjahr 2012, 2. Auflage
288 Seiten
ISBN: 978-3-936385-89-2
Preis: 19,- €

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Bayerns landschaftliches Erscheinungsbild repräsentiert die unterschiedlichsten Epochen der Erdgeschichte. Spuren katastrophaler Ereignisse (Meteoriteneinschlag im Nördlinger Ries, Vulkanausbrüche, Erdrutsche) haben sich ihm ebenso eingeschrieben wie sanfte Prozesse, die über Hunderttausende oder Millionen von Jahren gleichwohl zur Entstehung oder Vernichtung mächtiger Gesteinsformationen und einer entsprechenden Prägung von Landschaften führten. „Geotope“ sind spezielle Orte, die unserer Anschauung besondere Einblicke in die Erdgeschichte gewähren und uns deren Abläufe begreifen lassen. Deshalb sind sie unverzichtbare Studienobjekte geowissenschaftlicher Forschung und Lehre, zugleich aber auch touristische Ausflugsziele, die oft genug in Form seltener Gesteine, markanter Felsen, geheimnisvoller Höhlen oder besonderer Quellen durch Seltenheit und Schönheit beeindrucken. Beide Funktionen rechtfertigen unsere besondere Achtsamkeit und Pflege.

Staatlicher Geotopschutz lässt sich in Bayern bis auf einen Erlass König Ludwigs I. zurückverfolgen, der den Erhalt der Weltenburger Enge befahl. Natürlich wird auch der Weltenburger Donaudurchbruch im vorliegenden Band (S. 230 f.) erklärt und mit Karten und prächtigen Bildern zur Anschauung gebracht. Seit 1985 begann das Bayerische Geologische Landesamt mit einer systematischen Erfassung der wichtigsten Geotope im Freistaat und registrierte sie im ,Geotopkataster Bayern’, einer Datenbank für den Schutz des erdgeschichtlichen Naturerbes. Heute sind darin über 3.100 Objekte erfasst und über www.geotope.bayern öffentlich zugänglich. Ein Ende dieser Arbeit ist allerdings noch nicht in Sicht, wobei klar ist, dass nicht jeder Steinbruch, nicht jeder markante Felsen, nicht jede Höhle berücksichtigt werden kann, da die Ressourcen zur Pflege solcher Einrichtungen begrenzt sind.

Auf der Basis des Geotopkatasters führte das Bayerische Umweltministerium 2002 ein Gütesiegel ein, das „Bayerns schönste Geotope“ auszeichnete und der Öffentlichkeit mit Faltblättern und Info-Tafeln vor Ort vorstellte. Diese Akte sollte nicht nur der Verbreitung geowissenschaftlicher Informationen dienen, sondern auch dem Verständnis der Gesellschaft für Belange des Geotopschutzes. So muss sich beispielsweise das Bewusstsein erst noch durchsetzen, dass Geotope regionale Attraktionen darstellen, die ländliche Räume stärken, indem sie ohne großen Aufwand zu Zielen eines ,sanften’ Geo-Tourismus ausgebaut werden können.

Dass Geotope wahre ,Schätze vor der Haustüre’ sind, führt das hier zu besprechende Sachbuch seinen Lesern und Betrachtern höchst eindrucksvoll vor Augen. Nach einigen kurz, knackig und auch für geologische Laien verständlich geschriebenen Einleitungskapiteln zum Geotop-Begriff, zur Erdgeschichte Bayerns, zum geologischen Untergrund und zum ,Landgang des Lebens’ in frühester Erdgeschichte folgen die Einzelvorstellungen der hundert schönsten Geotope Bayerns, zu denen – in Bamberger Nachbarschaft – etwa die Mainauen bei Ziegelanger (Nr. 85), die Burgruine Rotenhan (Nr. 44), die Juraschichten am Staffelberg (Nr. 74), die Höhlenruine Riesenburg (Nr. 61) oder der Zeugenberg Walberla (Nr. 41) gehören. Selbstverständlich würde man in dieser Liste der ,Schönsten’ auch die Partnachklamm, den Dreisesselberg, den Lechfall Füssen, den Großen Pfahl oder die Osterseen finden.

Es zeichnet diesen Band aus und erhöht seinen ,kulinarischen Charakter’, dass bei den Einzelvorstellungen die Textpassagen relativ kurz gehalten sind und die notwendige Information über qualitativ hochwertige Bilder (Gesteine und Landschaftsaufnahmen), Kartenausschnitte, Schaubilder und Blockdiagramme transportiert wird. So ist es ein reines Vergnügen, mit Hilfe dieses Buches Geologie zu studieren (zusätzlicher Service: geologisches Glossar und Literaturliste, S. 269 ff.) – und/oder die nächsten Ausflüge zu planen. Vielleicht inspiriert es sogar den einen oder anderen Verein, diese oder jene Schule, eine Patenschaft für ein Geotop vor der Haustüre zu übernehmen. Eine Liste der Paten der „100 schönsten Geotope Bayerns“ würde man nebst Kontaktadressen, um sich know-how abzuholen, im Anhang des Bandes finden.

Dem Bayerischen Landesamt für Umwelt ein großes Kompliment für ein wunderschönes Buch, das exemplarisch demonstriert, wie Wissenschaft und Naturschutz sachlich anspruchsvoll, zugleich aber auch vergnüglich und ästhetisch attraktiv vermittelt werden können: Ein publizistisches Meisterwerk über „Hundert Meisterwerke“ der Natur!