2791 Punkte wollen Weltmeister bleiben

Winnie Wenzel

Seit dem 10. Mai sitzen sich in Moskau die zwei derzeit herausragenden Meister ihres Metiers gegenüber, um in 12 Partien herauszufinden, wer der Allerbeste – oder zumindest der Nervenstärkste ist. Titelverteidiger ist ein Inder mit dem schönen Namen Viswanathan Anand, der die Wahnsinns-Elo-Zahl 2791 auf die Waage bringt, sein Gegner, der Israeli Boris Gelfand, Sieger des Kandidatenturniers von Kasan (3.-27. Mai 2011), und auch alles andere als ein Leichtgewicht (2727). Beide haben schon 35mal in Turnieren gegeneinander gespielt, wobei Anand mit 6:5 (bei 24 Unentschieden) leicht vorn liegt. Im Schnell- und Blitzschach sieht seine Bilanz etwas besser aus.

Ach ja, das Remis – ein Krebsübel des modernen Schachs! So etwas wie der Catenaccio von Inter Mailand unter Helenio Herrera. Im Schach gibt es nun einmal wirklich viele Möglichkeiten zu einem Remis zu kommen; und nur so wenige – jedenfalls seit der Verwissenschaftlichung des Schachs durch den ersten Weltmeister Wilhelm Steinitz –. einen schönen Sieg zu landen! Da haben wir jetzt ein wenig den Deckel einer Büchse der Pandora gelupft, was wir aber gleich wieder bleiben lassen wollen. (Um uns demnächst vielleicht einmal wieder, dann aber mit kompetenten Köpfen vom Bamberger Schachclub darüber zu unterhalten …)

Was wollte ich doch gleich noch sagen? Ja richtig, wie’s in Moskau gerade steht. Fast hätten wir es schon geahnt: alle vier Begegnungen endeten bislang – remis.

PS. Die Bamberger Poetik-Professor wird in diesem Jahr der Österreicher Thomas Glavinic besetzen, der meines Wissens schon einmal bis auf den zweiten Platz der österreichischen Schach-Rangliste vorgestoßen war. Er hat, das liegt nun nahe, ein literarisches Schachbuch geschrieben, in dem das Remis eine zentrale Rolle spielt, weil sein Held zu seiner Zeit der größte Mauer-Künstler war. Das Buch heißt „Carl Haffners Liebe zum Unentschieden.“ Es passt wohl auch gut zur aktuellen WM, wie es zumindest im Moment den Anschein hat …